Gedanken zum Advent- Warten können

Als ich ein Kind war, durfte ich der Mutter helfen beim Guezliformen- und backen.

Dabei gab es aber immer nur ein Stück, wenn es fertig war. Eines durfte ich probieren, aber nicht mehr. Die andern kamen in die Dose bis an Weih-nachten. Auf dem Schlafzimmerschrank der Eltern ruhten sie gut, denn ich wusste, dass ich dort nichts verloren hatte.

Auch die Geschenke waren tabu, besonders die in weissem Papier mit roten Bändern von meiner Patin, die etwas mehr Geld zur Verfügung hatte als meine Eltern. Ich war zwar kein Musterkind, aber die Weihnachtsfreude wollte ich mir nicht verderben. Mein Bruder und ich glaubten zwar nicht mehr an das Christkind welches die Gaben brachte aber eben, warten konnten wir.

Vielleicht ist das mit ein Grund, dass ich mich heute ärgere, wenn die Geschäfte schon im Oktober von Weihnachten sprechen. Dafür ist dann alles schon am 26. oder 27. Dezember bereits weggeräumt und der Christbaum -horribile dictu- liegt auf dem Scheiterhaufen.

Ich bin froh, dass ich das Warten gelernt habe. Mit dem Stock in der Hand warte ich oft, aufs Tram, auf den Lift, auf die Spitex, auf das Essen und viel Anderes mehr. Wir alle müssen im Verlauf unseres Lebens viel lernen, sei es das Warten oder andere Dinge, im Alter versuchen die Beschwerlichkeiten zu akzeptieren – und sich Freude und Neugier erhalten.

Was soll das?

Die Antwort ist die: Christus ähnlich werden. Er hat Vieles uns voraus, vor allem ist er sogenannt Guten und Bösen gleich begegnet. Er hat nicht unterschieden zwischen Kindern Gottes und Söhnen und Töchtern des Bösen. Er liess sich einladen auch von denen, die abgelehnt wurden. Er wusste, dass am Ende Alle den Weg zum Vater finden können. Er hat uns das Warten vorgemacht.

Ich wünsche Euch und Euren Lieben den Weg zum Vater, der von Allen hofft, dass sie ihn finden. In diesem Sinne: Ein schönes Weihnachtsfest!

Euer Präses